Wie seid ihr eigentlich dazu gekommen, euch mit systemischer Beratung, systemischem Caoching/Supervision oder Familientherapie zu beschäftigen und euch darin ausbilden zu lassen? In loser Folge fragen wir dazu unsere Dozenten und das Team im Lebensnah Institut Oebisfelde.
Den Anfang macht Anika Hädicke, die bei uns verantwortlich ist für den Bereich Bildung:
"Kommenden Juni findet beim LEBENSNAH-Institut der Informationstag für die Weiterbildung „Systemischer Coach für Bildung und Erziehung“ statt. Als freie Mitarbeiterin Im Lebensnah Institut wirke ich an der Konzeption mit. Letzten Samstag war die Weiterbildung wieder Thema beim Teamtreffen im Atelier-Café in Wolfsburg. Das hat mich dazu veranlasst, meinen eigenen Weg in das Systemische noch einmal nachzuzeichnen. Meine Weiterbildung zum Systemischen Coach am ISFT in Magdeburg habe ich Anfang 2017 abgeschlossen.
Welche Idee hat mich beflügelt?
Viele systemische Methoden, die ich gelernt habe, sind mir an unterschiedlichen Stellen begegnet, zum Beispiel im NLP. Auch tiefenpsychologisch fundierte TherapeutInnen bilden sich systemisch weiter, was mich zunächst überraschte. Inzwischen habe ich mehrere davon getroffen.... In meiner aktuellen Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer Universität freue ich mich oft darüber, wie viel „systemtheoretisches Wissen“ ganz praktischen Eingang in die alltägliche Arbeit an der Uni gefunden hat.
Letztlich spiegelt sich darin eine Grundhaltung wider, die vermutlich jeder in sich trägt, der darüber nachdenkt, Systemischer Coach, Berater, Supervisor, Therapeut, … zu werden. Ich habe schon während meines Studiums großen Wert darauf gelegt, im Kontakt mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen immer auf Augenhöhe zu arbeiten, an Lösungen zu denken, nach angemessener Zeit aus Problemtrancen auszusteigen und vor allem, nicht die Schwächen meines Gegenübers zu betonen, sondern auf Fähigkeiten, Ressourcen. Stärken zu schauen, darauf, was die Visionen, Wünsche und Träume der jungen Menschen ausmacht.
Wie bin ich losgegangen?
Nach meinem Studium - das sich im Bereich der Schul- und Berufspädagogik ansiedelt - habe ich einige Zeit in einem Projekt mit HauptschülerInnen gearbeitet. Das übergeordnete Projektziel war die Ausbildungsfähigkeit der jungen SchülerInnen. Ich habe schnell gemerkt, dass mich die Methoden, die ich einsetzte, beispielsweise wenn es um Berufsorientierung oder Bewerbungen ging, nur bis zu einem bestimmten Punkt weiter gebracht haben. Das Programm konnte noch so sorgfältig recherchiert und aufgebaut sein, das Konzept noch so gut und durchdacht, es gab dennoch Grenzen, über die ich im Gruppenkontext nicht immer hinaus kam. Aber wenn ich pädagogisch arbeite, will ich meine Klienten unterstützen, ihren Weg zu finden und nicht ihre Zeit mit einer Didaktik verschwenden, die ihnen nicht hilft. Es musste also eine Lösung her…
Die Psychologie
Ich hätte Psychologie studiert, wenn mein NC ausgereicht hätte. Hat er aber nicht, so wurde ich Didaktikerin – auch etwas, was mich mit großer Freude erfüllt. Dennoch wuchs mit meinen beruflichen Erfahrungen schnell das Interesse, mich – soweit das als Berufspädagogin möglich ist – in einer psychologischen Methode weiterzubilden. Eine gute Ergänzung, dachte ich. Ich interessierte mich schon länger für eine Coaching-Ausbildung, verwarf den Gedanken aber immer wieder, weil es so viele Wochenend-Fortbildungen gibt, die jemanden im Anschluss zum „Coach“ erklären, denn der Begriff ist nicht geschützt. Und ich wollte etwas, das zu meiner eigenen Haltung, meinen Werten und Moralvorstellungen passt.
Ich nutzte ein gemeinsames Frühstück, um eine befreundete Psychologin zu diesem Thema zu befragen und so erklärte sie mir, was „systemisch“ aus ihrer Sicht bedeutet. Nämlich, dass man eine Person im Kontext der gesamten Umwelt, der gesamten Systeme betrachtet, in denen diese sich bewegt. Das machte mich neugierig und so begab ich mich auf eine gründliche Recherche, an deren Ende ich mich in einer Weiterbildung zum systemischen Coach befand, die mein Leben so gründlich und nachhaltig verändert hat, dass es mir heute eigentlich schwer fällt, zu beantworten, warum genau ich damals damit angefangen habe. Mit vielen Teilnehmenden aus der Weiterbildungsgruppe verbindet mich heute etwas sehr tiefes, eine Art „systemische Verwandtschaft“.
Welche erste Erfahrung habe ich aus der Weiterbildung mitgenommen?
Das tollste war, dass ich das, was ich im allerersten Termin zur Weiterbildung gelernt habe, sofort in meiner Arbeit umsetzen konnte. Zwar irritierten die anderen Fragen, die ich stellte, meine Teilnehmenden zu Beginn (ich arbeitete zu der Zeit in einem Projekt für und mit langzeitarbeitslosen Jugendlichen), aber es kamen ganz neue Reflektionsschleifen auf… Dazu im nächsten Beitrag mehr.
Was sich aus diesen ersten drei Tagen Weiterbildung inhaltlich eingeprägt hat, war die Aufforderung, im ersten Schritt mit dem Klienten immer groß zu denken, in die Weite zu gehen: „Think big“. Die Reduktion des Komplexen, das Aussuchen kommt im nächsten Schritt. Diese Herangehensweise prägt heute meinen Arbeitsalltag.
Ein weiterer Punkt ist die Relevanz der Jahreszeiten im Coaching. Vielleicht klingt das banal, für mich war es erhellend. Ganz andere Gedanken mache ich mir noch heute darüber, welche Themen zu welcher Jahreszeit aufkommen.
Und eins noch: Jede Lösung ist eine Lösung, auch wenn es nach außen nicht immer so scheint. Ob sie immer gewinnbringend ist, das steht auf einem anderen Blatt.
Und Sie?
Wie sind Sie zum Systemischen gekommen? Was prägt Sie, bewegt Sie in dieser Hinsicht? Welches Interesse haben oder hatten Sie, sich systemisch weiterzubilden? Wir sind neugierig auf Ihre Eindrücke – kommentieren und teilen Sie unsere Beiträge. Wir freuen uns!
Herzlichst
Anika Hädicke
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