Online oder Offline - Achtsamkeit im digitalen Alltag

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(M)ein Leben am Smartphone 

Ich sitze hier an meinem Schreibtisch. Mein Smartphone liegt neben mir. Ich nehme es in die Hand und scrolle mich durch einige soziale Netzwerke. Gerade wollte ich noch einen Artikel schreiben, doch mir gehen noch 10.000 andere Dinge durch den Kopf. Wie bestehe ich die nächste Klausur? Wie geht es meinem Partner? Wann wasche ich die nächste Wäsche? Ich lege mein Smartphone weg und merke…

 

…ständige Ablenkung tut nicht gut.

 

Ich bin 22 Jahre alt, Studentin und gerne auch Prokrastinatorin. Mein Smartphone nutze ich im Alltag wie selbstverständlich. Morgens scrolle ich über den Bildschirm, schaue mir Videos mit süßen Katzenbabys an und wünsche meinem Freund einen wunderschönen Morgen. Manchmal höre ich während des Frühstücks Musik oder Radio über eine App.

 

Für unbekannte Wegstrecken nutze ich eine Navigations-App, für Recherchen im Rahmen einer Hausarbeit ScannerApp‘s oder eine Cloud auf Smartphone und Computer. In der Bibliothek digitalisiere ich Bücherseiten anstatt sie zu kopieren. Mit Freunden und Familie kommuniziere ich viel über sogenannte Instant Messenger, beispielsweise WhatsApp oder Threema. Mit drei guten Freunden verabrede ich mich heute digital auf ein Glas Wein am Abend.

 

Der Alltag mit digitalen Medien und Inhalten beeinflusst unser gesellschaftliches und privates Leben. Die Mehrheit der Deutschen besitzt ein Smartphone oder Tablet. Um die 88 Mal am Tag schauen NutzerInnen auf den Bildschirm. Eine repräsentative Studie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz untersuchte das Stressempfinden in Verbindung mit digitalen Medien. Befragt wurden EinwohnerInnen zwischen 14 und 85 Jahren. Das Ergebnis: Der tägliche Gebrauch von digitalen Inhalten löst Stress aus. Der Druck, antworten zu müssen, ist bei den NutzerInnen besonders hoch, die viele E-Mails- und Instant-Messenger-Nachrichten versenden. Verbinden VerbraucherInnen digitale und „offline“-Tätigkeiten, produziert dies Stress, beispielsweise wenn man zeitgleich isst und per Video chattet. Die Forscher sehen mögliche Folgen in Burn-Outs, Depressionen und innerer Unruhe. (vgl. Klaas, Elena (2017): Studie untersucht Stress im digitalen Leben)

 

Was aber hilft dagegen? 

 

 

Achtsamkeit im digitalen Alltag

Auf Google gibt es für den Begriff „Achtsamkeit“ 7.570.000 Suchergebnisse.

 

Auf YouTube laden jeden Tag viele Menschen Videos zu diesem Thema hoch - hier eine Morgenroutine mit Meditation, dort die Idee, ein Tagebuch zu schreiben oder Tausende Yoga-Anleitungen. Manche sitzen auch einfach vor der Kamera und erzählen von Erfahrungen mit Achtsamkeit. Die Vorschläge zum Thema sind vielfältig.

 

Achtsamkeit ist eine besondere Form der Aufmerksamkeit. Der Mensch handelt in einem klaren Bewusstseinszustand. Achtsamkeit bedeutet, sich seiner Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen bewusst zu sein. Das Bedürfnis, zum Smartphone zu greifen, geschieht meist unbewusst. Gedanken wie „Wie bestehe ich die nächste Klausur?“ oder „Wann wasche ich Wäsche?“ geschehen aus einer Routine heraus.

 

Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn entwickelte in den 1980’ern ein Programm zur Stressbewältigung auf der Basis ursprünglich buddhistischer Praktiken der Achtsamkeit. Laut dem Deutschen Fachzentrum für Achtsamkeit ist besondere Aufmerksamkeit Ursprung eines ruhigen und stabilen Geistes. Das eigene Selbst konzentriert sich auf das Hier und Jetzt. Menschen handeln selbstbewusst und selbstbestimmt. Impulse werden kontrolliert und „negative Emotionen“ umgelenkt. Es kommt mehr Gleichgewicht und Lebensfreude in das eigene Leben. Der Zugriff auf eigene Ressourcen ist erleichtert. Die Wahrnehmung für die Welt um sich herum öffnet sich einfacher. Achtsamkeit unterstützt Stressbewältigung. 

 

 

Die praktische Umsetzung

Teile des Programms „Mindfulness Based Stress Reduction“ (MBSR), zu Deutsch „Stressbewältigung durch Achtsamkeit“, enthalten Übungen aus Meditation und Körperwahrnehmung.

 

Hier ein Beispiel für eine Achtsamkeitsübung:

 

Einfach und leicht umzusetzen ist eine bewusste Atmung. Dazu nehme ich eine aufrechte Haltung ein und achte auf eine harmonische Körperspannung. Ich nehme meinen gesamten Körper wahr. Auf mein Atmen warte ich entspannt und wach. Wenn der Atemzug beginnt, konzentriere ich mich bewusst darauf. Ich lasse die Atemzüge unbeeinflusst kommen und gehen. Sie haben ihre eigene Tiefe und ihren eigenen Rhythmus. Meine Aufmerksamkeit ist bei meinem atmenden Körper. Schweift sie ab, bringe ich sie bewusst zurück. Was fühle ich? Was nehme ich wahr? Was passiert zwischen den Atemzügen? Ich atme einige Male weiter, solange wie es sich für mich gut anfühlt. Danach beende ich die Übung.

 

Bewusstes Atmen kann überall durchgeführt werden: Egal ob morgens im Bett, im Garten oder am Schreibtisch. Die Länge variiert je nach Möglichkeit zwischen einer Minute und einer halben Stunde. Achtsamkeit lebt wie jede Gewohnheit von bewussten und kleinen Momenten im Alltag. Sport und Yoga beispielsweise trage ich gerne ich meinen Kalender ein. Beim Spazierengehen wende ich gerne die Atemübung an. Gerade habe ich mich dazu entschieden, diesen Artikel nicht an meinem Schreibtisch, sondern im Garten zu beenden. Das Smartphone bleibt in der Zeit daheim. Die Blätter und das Grün um mich herum wirken beruhigend und entspannend. Gerade in der Sommerzeit oder in den Ferien bietet es sich an, das Smartphone einmal mehr zur Seite zu legen. Die Zeit kann kreativ und achtsam genutzt werden.

 

 

Ein kleiner Abschiedsgruß

Medien aller Art sind und bleiben Teil unseres täglichen Lebens. Doch sie bewusst zu konsumieren oder sie auch einfach mal nicht zu nutzen, ist eine Kunst für sich. Sich eine Auszeit zu nehmen kann entspannen und dem schnellen und digitalen Leben ein bisschen entgegenwirken.

 

Ganz nach meinem Motto „We are not stories, we are not actors, we are awake and in control.“ (Rise Against) wünsche ich Ihnen einen achtsamen Tag und die Möglichkeit, den Geist einmal bewusst inne zu halten.

 

Gerne können Sie an unserem Coaching im Spiegel der Natur oder an unserem Workshop Sich selbst kennen – Für sich selbst sorgen Anfang September teilnehmen.

 

Herzlichst

Ihre Theresa Rein

 

 



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